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Aloha: Hawaii will legalisieren

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Medizinisches Marihuana ist in Amerikas 50. Staat bereits seit dem Jahr 2000 legal. Eine neue Abstimmung zeigt nun, dass die Einwohner Hawaiis für den nächsten Schritt, eine Legalisierung nach Vorbild von Colorado und Washington, bereit sind.

Hawaii - tolles Klima und gutes Haze, bald auch legal? (CC-Lizenz)

Hawaii – tolles Klima und gutes Haze, bald auch legal? (CC-Lizenz)

Eine Untersuchung von David Nixon, Professor am University of Hawaii College of Social Sciences Public Policy Center, die letzte Woche durch die Drug Policy Group veröffentlicht wurde, ergab 57% Zustimmung für eine Legalisierung, Regulierung und Besteuerung von Cannabis. 40% waren dagegen. Die neue Umfrage zeigt gegenüber 2005 einen Anstieg der Befürworter um 20%. Zusätzlich waren 78% der Befragten für die Einrichtung eines „Dispensary-Models“ wie z.B. in Kalifornien und ganze 69% halten Freiheitsstrafen für Marihuana-Delikte für unverhältnismäßig.

Der Report beinhaltet dazu noch eine ökonomische Studie, die besagt, dass der Staat Hawaii pro Jahr 12 Millionen Dollar Kosten für die Strafverfolgung einsparen, und 11 Millionen Dollar zusätzlich an Steuern einnehmen würde.

Der Erfolg aus Washington und Colorado ist offenbar also ansteckend. Hier geht es zur vollständigen Meldung von Maui Now und der Huffington Post.

In Colorado eröffnet der erste Coffeeshop

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Am 01.12.2013 soll im US-Bundesstaat Colorado der erste Coffeeshop eröffnen. Dies verspricht der  Inhaber Paul Lovato. Das einfallsreiche Geschäftskonzept ist neu, bestechend einfach und gesetzeskonform. Offiziell will Lovato nämlich nur Kaffee verkaufen.

Twitter White Horse Inn

Twitter-Seite des White Horse Inn

Amendment 64 ist der Name der Volksabstimmung, die zur Legalisierung von Cannabis im Bundesstaat Colorado geführt hat. Die „totale“ Legalisierung, die hier so bejubelt wurde, ist dann jedoch nicht so total, wie wir das in Deutschland zunächst gedacht haben. Der ofizielle Verkauf von Cannabis bleibt nämlich verboten. Daher hat sich in den USA auch der ganze anfängliche Hype um die Ideen nach Colorado umzusiedeln um dort vom „grünen-Goldrausch“ zu profitieren schnell wieder gelegt. Nur einige überzeugte Idealisten blieben übrig. Einer davon ist Paul Lovato.

Der Verkauf ist also nicht durch Amendment 64 gestattet. Also nichts mit Coffeeshops in Colorado und einer blühenden Hanfindustrie? „Doch“, meint Lovato, denn es gibt Möglichkeiten, diese Regelung geschickt zu umgehen. Eine davon hat sich der Inhaber des White Horse Inn in Del Norte, Colorado, ausgedacht.  Am 01. Januar 2013 möchte er das White Horse Inn als „the first recreational hash bar and cannabis coffee shop“ eröffnen. Verkaufen möchte er offiziell allerdings nur Kaffeespezialitäten – für 10 – 20 $ pro Tasse – dazu gibt es dann immer ein Gramm Marihuana oder ein cannabishaltiges Lebensmittel. Teilen oder Weitergabe von Cannabis ist nach den neuen Gesetzen des Bundesstaates nämlich legal – im Gegensatz zum Verkauf.

Lovato glaubt daran, dass seine Geschäftsidee funktionieren wird. Zu den Öffnungszeiten ist offiziell noch nichts bekannt. Wer die USA kennt weiß, dass der Verkauf von Alkohol dort, auch bezüglich der Verkaufszeiten und Orte, streng reglementiert ist. In Colorado ist zu vergleichbaren Regelungen für Cannabis noch nichts durchgesickert. Wie Antonio Peris Buchbinderwerkstatt berichtete, ist das kleine Washington dem großen Colorado in der Gesetzgebung einen knappen Monat voraus. Paul Lovato plant bislang Öffnungszeiten von 7 – 19 Uhr an 7 Tagen in der Woche. Diese Öffnungszeiten sollen eine gute Versorgung der Kunden sicherstellen. Neben dem Verkauf für den rekreativen Konsum zur Entspannung, möchte das White Horse Inn nämlich auch Anlaufstelle für Patienten sein, die Marihuana aus medizinischen Gründen benötigen.

Paul Lovatos Twitter-Account zeigt, dass er gut aufgestellt ist, um im Bereich des medizinischen Marihuana  erfolgreich zu sein. So wie es bisher aussieht, werden es nicht die großen Firmen sein, die die Cannabis-Industrie beherrschen. Leute wie Lovato, die bereit sind hohe Risiken zu tragen und trotz der gesetzlichen Unsicherheiten zu agieren, werden sich etablieren und einen Markennamen aufbauen.

Dafür braucht es eine gehörige Portion Idealismus und keine pure Marktstrategie mit dem Blick allein auf die Dollars.  Paul Lovato fasst es in einem signifikanten Satz zusammen:  „Wir kennen die Risiken und die Vorteile, aber wir haben die Möglichkeit mit Cannabis zu arbeiten: Mit den Patienten und Freizeitkonsumenten, den Growern und der alternativen Kultur, die damit einhergeht. Das ist es wert – auch wenn ich damit keine 10 Cent Gewinn mache.“

Die Buchbinderwerkstatt wird den Weg von Paul Lovato und dem White Horse Inn weiter verfolgen und berichten. Es bleibt spannend – gerade im Bezug auf das Verhalten der Bundesbehörden in den USA, die den Plan für Colorados ersten Coffeeshop noch vereiteln könnten. Wer sich direkt informieren möchte, kann dies auch auf der Facebook-Seite des White Horse Inn.

Was im Verborgenen blüht

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Illegaler Cannabis Anbau: Warum die entdeckten Plantagen immer größer werden und durch den erhöhten Fahndungsdruck mal wieder die organisierte Kriminalität gefördert wird, anstatt europaweit privaten Kleinstanbau oder Cannabis-Social-Clubs (wie es sie seit einiger Zeit im kleinen Stil bereits in Belgien und Spanien gibt) zu erlauben und damit den Schwarzmarkt samt aller negativen Folgen einzudämmen.

Die Öffentlichkeit nimmt den Anbau von Cannabis meist nur wahr, wenn in den Massenmedien in regelmäßigem Turnus die großen Erfolge der Polizei beim Aufspüren von mittleren (ca. 400 Pflanzen) bis hin zu immer größeren (5000 – 30.000 Pflanzen) Plantagen berichtet wird. Ein gleichsam aktuelles, wie klassisches Beispiel ist diese Meldung. Klassisch ist das Beispiel wegen der professionellen und organisierten Art des Anbaus und der gewählten Location (Keller einer leerstehenden Fabrik).

Ebenfalls klassisch ist aber auch, dass sich solche Meldungen in den Herbstmonaten häufen, und das ist kein Zufall. Zwar herrscht bei den großen Indoor-Plantagen der organisierten Kriminalität das ganze Jahr über Erntezeit – und in den Meldungen von Medien und Polizei wird meist nur über eben diese professionellen Banden geredet, doch der Grund für die häufigen Funde zur Herbstzeit ist natürlich die verstärkte Fahndung nach Outdoor-Plantagen (beispielsweise in Maisfeldern), deren natürliche Erntezeit einmal im Jahr im Herbst ist. Zwar erfüllt Outdoor-Cannabis in unseren Breitengraden bei weitem nicht die heute üblichen Qualitätsstandards und der, so oft beschworene, stark erhöhte THC-Gehalt ist beim Außenanbau auch nicht zu erreichen – ganz egal ob aus dem Maisfeld oder vom heimischen Balkon, aber fleißig gejagt danach wird trotzdem. Und der Aufwand dabei wird immer größer.

Enorme Steuermittel werden aufgewendet um die Strafverfolgungsbehörden mit Hubschraubern samt Wärmebildkameras (die werden in den Medien immer nur erwähnt, wenn es um verschwundene Personen geht – das sie viel öfter für den Cannabis-Krieg benutzt werden verschweigt man größtenteils) oder Drohnen mit Geruchssensoren (Kosten 3 Mio. €) auszustatten – das sind die Hightech-Ansätze in Deutschland. Natürlich hat man auch die Stromanbieter auf seiner Seite – da werden hohe Verbräuche bei Kunden die nicht industriell sind, gern mal gemeldet, denn nicht selten steckt ein Cannabis-Grow dahinter.

In den Niederlanden setzt man eher auf die Denunziation durch Nachbarn. Meld Misdaad anoniem – Melde Straftaten anonym, ist dort eine seit ein paar Jahren landesweit bekannte kostenlose Telefonnummer. Wohnungsbaugesellschaften schenken ihren Mietern eine Monatsmiete, wenn sie den Nachbarn verpfeifen, sollte es aus der Wohnung auffällig nach Hanf riechen, dazu gibt es nächtliche „Spaziergänger“ – Zivilpolizisten mit Wärmebildkameras, die zu Fuß durch Wohnviertel patrouillieren und sich die Hausdächer mal näher ansehen.
An diesen Beispielen sieht man, dass es nicht ausschließlich die große organisierte Kriminalität ist, auf der das Hauptaugenmerk liegt.

In Deutschland ist die rechtliche Lage klar. Der Anbau von THC-haltigem Hanf ist völlig illegal. Egal wie viele Pflanzen angebaut werden oder wie professionell das betrieben wird – das ist dann nur noch eine Frage des Strafmaßes. In Belgien ist 1 Pflanze erlaubt. In den Niederlanden ist es (wie immer) schwammig. Bis zu 5 Pflanzen, die nicht professionell (also nicht mit Wachstumslampe, Zeitschaltuhr, professionellen Düngern und Bewässerung sowie Abluftsystem) angebaut werden, galten bislang als „geduldet“. In Holland ist eben alles nur Duldung – nichts ist klar legal.

Ein mäßiger Kiffer kann mit einer großen Pflanze (wenn sie 80 – 100gr. abwirft) alle 3-4 Monate (so lange dauert es bis zur Ernte bei Indoor-Grow mit dem eben beschriebenen professionellem Gerät – und nur das liefert die gute Qualität in unserer Klimazone), schon seinen Jahresbedarf decken. Das belgische Modell ist also realistisch. Allerdings ist dieses Equipment so teuer in der Anschaffung und im Unterhalt, dass sich eine solche Anschaffung für nur eine Pflanze einfach nicht lohnt. Daher gibt es dort nun sogenannte „Cannabis-Social-Clubs“. Das sind Zusammenschlüsse von volljährigen Menschen (die Mitgliederzahl ist begrenzt) die gemeinsam Cannabis anbauen bzw. für den Anbau bezahlen ohne sich daran zu beteiligen. Die zahlenden Mitglieder in solchen Clubs erhalten dann regelmäßig Mengen, die ihrem Mitgliedsbeitrag für eine Pflanze entsprechen. An der Aufzucht arbeiten, dürfen nur Mitglieder mit einwandfreiem Führungszeugnis. Das alles ist reglementiert und steht unter staatlicher Kontrolle. Auch die Qualität (gerade im Bezug auf medizinisches Marihuana) ist so gesichert. Neue Genehmigungen für die Gründung solcher Clubs gibt es aber viel zu wenige für die große Nachfrage und die Wartelisten für potentielle Mitglieder bei den paar bestehenden Clubs sind lang. Es ist im Moment noch ein Tropfen auf dem heißen Stein und hat daher noch keine gesellschaftlichen Auswirkungen. Trotzdem ist das der beste Ansatz den es in den letzten Jahren gegeben hat.

Das Thema Anbau wird nicht umsonst immer wichtiger. Die Einführung des sogenannten Wietpas (siehe das auf meiner Seite verlinkte Blog von mobo), führt in den grenznahen Provinzen der Niederlande zu einem explodierenden Schwarzmarkt, auch Belgien und die deutschen Städte nahe den Niederlanden – wo sich die Cannabis-Freunde bisher in den niederländischen Coffeeshops eingedeckt haben und nun ausgesperrt sind, bekommen einen zunehmenden Schwarzmarkthandel bereits zu spüren. Und zwar mit allen negativen Konsequenzen. Die Kiffer sind zunehmend gesundheitlichen Gefahren durch Streckmittel ausgesetzt, da der Handel nun wieder völlig unkontrolliert in den Händen der organisierten Kriminalität liegt, was durch das Coffeeshop-System ja vermieden wurde.

Allerdings war auch in den Coffeeshops nicht alles paradiesisch. Dadurch, dass der Anbau in den Niederlanden illegal ist, durften die Coffeeshops für ihren Bedarf nicht selber anbauen. Sie mussten ihre Ware auch bei Leuten kaufen, die illegal züchteten (Backdoor-Problematik). Nachdem vor einigen Jahren vermehrt britische Großeinkäufer in den Niederlanden auftraten und höhere Preise zahlten als die Coffeeshops, kam es zu einer Angebotskrise. Seitdem steigen die Preise kontinuierlich und die organisierte Kriminalität ist so richtig eingestiegen, um die enorme Nachfrage (eben nicht nur für den niederländischen Markt, sondern für halb Europa) befriedigen zu können. Seitdem wird auch immer mehr in Großplantagen gezüchtet.

Für den kleinen Homegrower ist der Fahndungsdruck schon so gefährlich geworden, dass mancher davon lieber die Finger lässt und doch lieber beim Schwarzmarkt-Dealer gestrecktes, überteuertes und gesundsheitsgefährdendes Gras kauft.
Die mittleren Grower (20-30 Pflanzen), leben am gefährlichsten. Ihr Ertrag ist zu gering um damit Reich zu werden, die Kosten für den Anbau sind hoch, die Gefahr entdeckt zu werden ist groß und es drohen empfindliche Freiheitsstrafen + Kosten (in NL noch schlimmer als in Deutschland oder Belgien).

Jemand der damit Geld verdienen will fängt heute schon mit ein paar Hundert Pflanzen an, ansonsten lohnen Kosten und Risiko nicht. Diese Überlegungen führen aber dazu, dass manche harmlosen Pflanzenfreunde es gleich lassen – andere gehen den Schritt in die größere Kriminalität – größer als sie eigentlich würden, wären die Umstände anders.

Generell sind Hanfliebhaber meist keine schnöden Konsumenten, sondern können sich für Ihre Pflanze begeistern und sind hochinteressiert an immer neuen Züchtungen/Sorten (in der Fachsprache „Strains“ genannt). Noch mehr als Weinliebhaber. So manch ein reicher Weinenthusiast träumt von seinem eigenen Weinberg. Der Cannabis-Liebhaber kann sich diesen Traum viel eher erfüllen – wären da nur nicht die Gesetze.

Zurecht werden die Riesen-Plantagen der organisierten Banden kritisiert (übrigens nicht nur von der Polizei, sondern auch von so manchem Coffeeshop-Betreiber). Die meisten Kiffer mögen auch lieber klein aber fein – keine Monokulturen mit TOP44 (wie der Name schon sagt in 1 1/2 Monaten erntereif und dann per Spray auf Haze-Geruch getrimmt – Bio-Haze braucht die anfangs genannten 3-4 Monate) und ohne z.B. PK 13/14 Dünger, oder noch schlimmere, spätere Beimischungen wie Brix und seine Nachfolger. Also den Großplantagen würde außer der „Mafia“ wohl niemand eine Träne hinterherweinen.

Ein erster vernünftiger Schritt, um wirklich ernsthaft etwas gegen den organisierten Schwarzmarkt zu tun, wäre also eine Legalisierung des Anbaus entweder nach belgischem Modell – dann aber bitte mit ausreichend Cannabis-Social-Clubs. Oder eben die Freigabe einer bestimmten Erntemenge – und das Abrücken von der Anzahl Pflanzen (da der Ertrag stark abweichen kann z.B. Lowrider vs. Monster-SCROG). Gerade viele Amateure erreichen mit einer erlaubten Pflanze nicht viel – weshalb auch das Club-Modell zu favorisieren ist. Zudem stellt es die Qualität sicher und ist praktikabel im Bezug auf Kontrolle.

Viele Kiffer, die bisher nicht (oder nicht mehr) anbauen, würden das gerne tun. Das würde dem Schwarzmarkt weit mehr das Wasser abgraben. Es ist nicht damit zu vergleichen, wie viele Bietrinker sich ihr eigenes Bier brauen würden. Da sind die Hanffreunde anders – da wären es sehr viele die das machen würden – und deren Nachfrage auf dem Markt wäre weg.

Nicht nur die Piratenpartei hat das Modell der Cannabis-Social-Clubs in ihren drogenpolitischen Forderungskatalog aufgenommen. Auch die Linke hat bereits am Anfang dieses Jahres einen Antrag auf Zulassung von Cannabis-Social-Clubs gestellt. Wer sich mal 90 Minuten Zeit nimmt, kann sehen, wie Experten (z.B. der sehr bekannte Prof. Thomasius aus Hamburg-Eppendorf und Andere) mit teils haarsträubenden falschen Tatsachenbehauptungen in diesem bundespolitischen Gremium den Antrag einfach abbügeln, wie man in folgendem Sitzungsmitschnitt sehen kann: