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Marihuana-Legalisierung in Washington: Gesetz in Kraft getreten – Seattle feiert

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Genau einen Monat ist es her, dass die Bürger in Colorado und Washington in einem Volksentscheid, der gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen durchgeführt wurde, für die Legalisierung von Marihuana gestimmt haben. In Washington ist gestern bereits ein neues Gesetz in Kraft getreten, dass Erwachsenen den Besitz von Marihuana erlaubt. In Seattle wurde pünktlich um Mitternacht stürmisch gefeiert.

Seattle feiert

Unter der Space Needle kreist eine Pur-Pfeife – für größere Ansicht klicken

Die Stimmung der Menschenmenge, die sich gestern Nacht unter Seattles symbolträchtiger Space Needle versammelt hatte war euphorisch. Im Stil einer Sylvesterfeier wurde das neue Gesetz, das Erwachsenen über 21 Jahren den Besitz von Marihuana erlaubt, pünktlich um Mitternacht begrüßt. Es sieht den legalen Besitz einer Unze (ca. 28 Gramm) Cannabisprodukte (inkl. Haschisch und sogar Öl) vor. Lizenzen für den Anbau und das Betreiben von Einzelhandelsgeschäften sollen vergeben werden. Und auch wenn das Rauchen von Marihuana in der Öffentlichkeit, genau wie das Trinken von Alkohol auf offener Straße, mit einem Bußgeld bedroht ist, kreisten gestern Nacht unter der Space Needle die Joints und Pfeifen. Einige hatten sogar ihre Bongs mitgebracht – und das alles unter den Augen der Polizei. An diesem besonderen Tag ließ man die Feiernden gewähren. Das ist die dortige Polizei aufrgund des, jährlich stattfindenden, Hempfest (einer Art überdimensionierter und viel freiheitlicher ausgelebten, mehrtägigen Hanfparade völlig ohne Polizeischikane) schon gewohnt. Die Aktivisten dieser Veranstaltung, waren natürlich auch in der vergangen Nacht an Ort und Stelle.

„Ich fühle mich wie ein Kind im Süßwarenladen!“ rief Darby Hageman, freiwillige Helferin beim Seattle Hempfest. „Nun wird alles wahr.“

Das kleine Washington ist Colorado eine Jointlänge voraus. In Colorado tritt das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung erst am 5. Januar in Kraft. Das passiert zur besten Wintersport-Zeit und auch dort dürfen Feiern erwartet werden.

Lizenzen für Shops sind allerdings noch keine erteilt worden. Wie man die geschäftstüchtigen Amerikaner kennt, dürften die Eröffnungen der ersten Shops aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Man kann bereits jetzt in die künftige Cannabis-Industrie der beiden Bundesstaaten investieren.

Wir dürfen gespannt sein was die Zukunft bringt.

Auch wenn die deutschen Medien (außer diesem Blog) die gestrigen Ereignisse in Seattle geschlossen ignorieren (während auch überregional die amerikanischen Medien voll davon sind, und CBS sogar eine extra-Rubrik „Marijuana Nation“ eingeführt hat), wird diese Entwicklung ihre Strahlkraft auch auf Europa ausdehnen und zumindest von der Bundestagsfraktion der Linken bei der Debatte um die Einführung von Cannabis-Clubs in Deutschland, die am 17.01.2013 im Bundestag stattfindet thematisiert werden, wie Frank Tempel, Drogenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Die Linke, bereits versichert hat.

Aspendam? Colorado und Washington erwarten Tourismus-Welle

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Nach den spektakulären Volksabstimmungen in Colorado und Washington-State macht man sich nun laut Gedanken darüber, wie die Zukunft konkret aussehen wird. Gerade das Thema Tourismus geistert heute durch die amerikanische Presselandschaft. Uns in Europa sollte dieses Thema aktuell besonders interessieren. Immerhin sind die Niederlande ja momentan dabei Cannabis-Touristen auszusperren. In Colorado sind die, bei uns so genannten, Drogentouristen willkommen.

Aspen Colorado – Bild unter CC-Lizenz

Die Abstimmungen zur Legalisierung von Marihuana in den US-Bundesstaaten Colorado und Washington betreffen nicht nur die dortigen Einwohner. Auch Touristen können von den neuen Regeln profitieren. Bisherige Reaktionen klingen gastfreundlich. „Einige Leute werden nach Colorado reisen, um dort ein wenig Marihuana zu genießen“, sagt Betty Aldworth, rechtliche Direktorin der Marihuana-Kampagne in Colorado. Aber auch der Sheriff von Pitkin County (wozu auch der bekannte Ski-Ort Aspen gehört) sagt: „Für mich heißt es leben und leben lassen. Wenn Menschen nach Colorado kommen, weil Cannabis hier legal ist – und das ist der einzige Grund – ist es deren Sache. Ich bin nicht die Lifestyle-Polizei.“

John W. Hickenlooper, Gouverneur von Colorado war in der Abstimmung ein Gegner der Legalisierung. Nachdem diese aber nun entschieden ist, verkündete er, er werde dem Marihuana-Tourismus nicht im Wege stehen, aber er glaube auch nicht, das nun eine massive Touristen-Welle anrollen würde.

In Colorado ist der Tourismus schon jetzt der zweitgrößte Industriezweig. Dank den Rocky Mountains und vielen Ski-Resorts, darunter das berühmte und vornehme Aspen.

Die Tourismus-Industrie hat die Abstimmung dort aufmerksam verfolgt, und gerade in den Skigebieten stimmte man überproportional Pro Legalisierung. In Aspen mit 3:1 Pro Cannabis-Legalisierung.

Pläne für Aprés-Ski-Lounges nur für Erwachsene, wo es dann mehr als nur Irish-Coffee gibt, sind jedoch noch nicht konkret. Colorados Tourismus-Direktor Al White versucht das ganze herunterzuspielen: „Es wird nicht so eine große Sache werden, wie die jeweiligen Seiten hoffen oder fürchten“, meint er.

In Denver (der Hauptstadt von Colorado) gibt es allerdings Bedenken. Im Vorfeld der Abstimmung äußerte der Vorstandsvorsitzende von „Visit-Denver“ Richard Scharf, das Image von Colorado könne geschädigt werden, so dass es weniger Kongresse und einen Rückgang von Geschäftsreisenden gäbe.

In Washington dagegen hat man schon eine konkrete Vorstellung vom Hanf-Tourismus. Im benachbarten Seattle findet alljährlich das sogenannte „Hempfest“ statt, was 250.000 Besucher anzieht. Für diese Zeit können die Menschen dort ganz öffentlich auf der Straße oder in einem örtlichen Park Marihuana rauchen, obwohl die Polizei dabei steht – und das ganz ohne Legalisierung. „Leute kommen aus anderen Staaten und Ländern um die zeitlich limitierte Freiheit in Seattle zu erleben“, sagt die ausführende Direktorin des Hempfest Vivian McPeak . Sie zieht Parallelen zu Amsterdam, wo einmal im Jahr der Cannabis Cup stattfindet, der Menschen aus der ganzen Welt anzieht. Dieser findet übrigens Ende dieses Monats statt und das vielleicht zum Letzten Mal, da weltweit befürchtet wird, das Amsterdam seine Türen für Ausländer schließen wird. Daher erlebt Amsterdam momentan einen Touristen-Boom.

Die amerikanischen Touristen jedenfalls haben ihre neue Zuflucht bereits gefunden. Das geflügelte Wort „Aspendam“ ist bereits in aller Munde und die Zeitungen sind voll davon.

Washington und Colorado legalisieren Cannabis

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Heute Nacht haben die Amerikaner nicht nur Obama wiedergewählt. Zugleich fand in drei Staaten eine Abstimmung über die totale Legalisierung von Marihuana statt. Drei weitere stimmten über die Einführung von medizinischem Marihuana ab. Massachusetts führt medizinisches Marihuana ein, Washington und Colorado legalisieren komplett – heute ist ein historischer Tag.  Die Legalisierung ist da – und sie kommt nicht aus den Niederlanden, sondern aus dem Mutterland der Prohibition.

Plakat NORML

Der 6. November 2012 wird als großer Meilenstein und spektakulärer Umbruch in der Drogenpolitik in die Geschichte eingehen. Die US-amerikanische Initiative NORML für die Legalisierung von Cannabis, hat einen fulminanten Sieg errungen. Noch sind zwar nicht alle Stimmen ausgezählt, so dass ich hier noch nicht die prozentual genauen Endergebnisse bekanntgeben kann – aber am Resultat wird sich nichts mehr ändern.

In den Bundesstaaten Massachusetts, Arkansas und Montana wurde über die Einführung von medizinischem Marihuana abgestimmt, was es in Kalifornien schon seit 2009 gibt. In Massachusetts wurde die Abstimmung mit 63,4% Ja-Stimmen klar gewonnen. In Arkansas hat es mit 48,6% nicht ganz gereicht und in Montana war die Frage in der Volksabstimmung so gestellt, dass dort die Nein-Stimmen als Pro-Stimmen zu zählen sind. Dort konnten leider nur 43,4% für die Einführung von Cannabis als Medizin erreicht werden.

Der eigentliche Paukenschlag jedoch waren die Abstimmungen über die totale Legalisierung von Marihuana in Washington (der Staat – nicht mit der Stadt Washington D.C. verwechseln), Oregon und Colorado. Nur in Oregon wurde das Ziel mit 45% knapp verfehlt. Washington legalisert mit deutlichen 55,4% Ja-Stimmen und auch in Colorado kommt die völlige Legalisierung dank 54,7% (alles aktuelle Werte die sich noch verändern da im Durchschnitt erst 75% der Stimmen ausgezählt sind).  Diese Legalisierung ist lückenlos. Es gibt keine Backdoor-Problematik wie in den Niederlanden mit ihrer halbherzigen Politik. Es werden legale Arbeitsplätze geschaffen und Steuern erhoben. Ein echter Sieg der Vernunft.

Im Vorfeld hatte NORML schon verkündet es sei schon ein Sieg, wenn nur ein Staat gewonnen würde. Nun kommt gleich in zwei Staaten die Legalisierung und in zwei weiteren gibt es reguliert medizinisches Marihuana. Auch die Abstimmungsergebnisse in den Staaten, die nicht gewonnen wurden sind aus unserer Sicht als positiv zu betrachten. Immerhin zeigen die Ergebnisse (die sich fast alle um die 50/50-Marke bewegen), wie wenig Rückhalt noch in der Bevölkerung für die Prohibitionspolitik besteht. Ein echter Wandel auch und vor allem in den Köpfen – allein das ist ein Sieg.

Damit wurden Fakten geschaffen die eine Basis bilden auf die man weltweit aufbauen kann. Das ist eine wahre Sensation und der größte Lichtblick in den letzten 40-50 Jahren. Es tut sich was – und zwar gewaltig.

Allerdings kam dieser Sieg nicht ohne die nötige Vorarbeit. Dafür wurden Millionen von Dollar in die Hand genommen. NORML macht echte Lobbyarbeit in einem Ausmaß, wie es sich der DHV (Deutscher Hanf Verband) leider nicht leisten kann. Der folgende TV-Werbespot zeigt das professionelle Ausmaß der Kampagne.

 

Genau so etwas wünsche ich mir für Europa und besonders für Deutschland. Der große Unterschied (neben der Akquirierung von Spendengeldern) ist auch das offensive Auftreten der dortigen Aktivisten quer durch alle Bevölkerungsschichten. Dort versteckt man sich nicht wie hierzulande (trotz bisher teils schlimmerer Strafandrohung als bei uns). Zuerst findet der Kampf um die Köpfe statt – und der wird medial gewonnen.

Fairerweise muss man konstatieren, dass wir in Deutschland nicht die gleichen Voraussetzungen haben wie die Amerikaner. Volksabstimmungen traut man uns hierzulande ja nicht zu bzw. werden sie nur selten mal auf kommunaler Eben durchgeführt und dort dann auch nie zusammen mit anderen Wahlen (was die Sache für den Staat erheblich günstiger macht). Ergebnis ist meist eine zu geringe Wahlbeteiligung. Rot-Grün unter Schröder wollte mehr Plebiszite einführen, was jedoch damals durch die Bundesrats-Mehrheit der CDU/CSU verhindert wurde.

Trotzdem können wir auch hier den Umbruch schaffen. Der Rückhalt in der Bevölkerung wird immer größer und wir müssen die jetzige Situation nutzen und endlich aus unserem Schneckenhaus herauskommen. Die Argumente bei uns sind dieselben wie in den USA. Unserem Staat gehen Milliarden verloren durch die Kosten für die Strafverfolgung und das verschenken von Steuergeldern an die organisierte Kriminalität. Auch bei uns werden nicht-gewalttätige Leute eingesperrt und deren Lebensläufe zerstört. Wir verzichten auch auf die Schaffung von neuen legalen Arbeitsplätzen die gut bezahlt sind (im Anbau evtl. auch für „auf dem Papier“ wenig qualifizierte Menschen die heute noch Hartz-IV beziehen oder in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten müssen).

Die Prohibition schadet mehr als der Konsum von Marihuana. Es ist Zeit für den Umbruch. Lasst uns diese Ziel zusammen erreichen!

Wie im Spot der Kampagne rufe ich unseren Betonköpfen zu:  „WE ARE NOT GOING TO GIVE UP!“ LEGALIZE MARIJUANA – YES WE CAN!

Die Nacht vor der Entscheidung

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Am 6. November sind in den USA nicht nur Präsidentschaftswahlen. Abgestimmt wird in einigen Staaten auch über eine Liberalisierung bzw. Legalisierung von Cannabis. Wir dürfen gespannt sein.

Von den USA ging in den 60er Jahren die Initiative zur beinahe weltweiten Prohibition von Cannabis aus. Nun sind die Chancen für den Anfang einer Wende groß. Nach den bereits bestehenden, umfassenden Regelungen für den Umgang mit sogenanntem „medizinischen Marihuana“ in Kalifornien, werden nun auch die Staaten Arkansas, Massachusetts und Montana über eine Freigabe von medizinischem Marihuana abstimmen. Colorado, Oregon und Washington gehen noch weiter. Dort geht es um eine tatsächliche Legalisierung des Besitzes von einer Unze (ca. 28 Gramm) Marihuana sowie verschiedenen Ansätzen zur Legalisierung und Regelung des Anbaus. Kalifornien stimmt über eine strafrechtliche Regelung ab, die bei 3 wiederholten Straftaten eine bis zu lebenslange Freiheitsstrafe vorsieht – diese Regelung soll dann nur noch bei Gewalttaten greifen. Genau nachzulesen beim Deutschen Hanf Verband.

Ein Umdenken in den USA hat bereits begonnen. Eine große Anzahl von Bürgerinitiativen (Sammelname NORML) kämpft dort für die Legalisierung. Die Cannabis-Frage ist bereits ein wahlentscheidender Faktor geworden – zumindest auf bestimmte Ämter in den Bundesstaaten bezogen.

Da bereits beim Deutschen-Hanf-Verband und auf KeinWietpas! einiges zu den Volksentscheiden in den US-Bundesstaaten steht, verlinke ich hier nur darauf. Ein ausführlicher Artikel folgt dann morgen oder übermorgen, wenn die Ergebnisse bekannt sind.