Nach den spektakulären Volksabstimmungen in Colorado und Washington-State macht man sich nun laut Gedanken darüber, wie die Zukunft konkret aussehen wird. Gerade das Thema Tourismus geistert heute durch die amerikanische Presselandschaft. Uns in Europa sollte dieses Thema aktuell besonders interessieren. Immerhin sind die Niederlande ja momentan dabei Cannabis-Touristen auszusperren. In Colorado sind die, bei uns so genannten, Drogentouristen willkommen.
Die Abstimmungen zur Legalisierung von Marihuana in den US-Bundesstaaten Colorado und Washington betreffen nicht nur die dortigen Einwohner. Auch Touristen können von den neuen Regeln profitieren. Bisherige Reaktionen klingen gastfreundlich. „Einige Leute werden nach Colorado reisen, um dort ein wenig Marihuana zu genießen“, sagt Betty Aldworth, rechtliche Direktorin der Marihuana-Kampagne in Colorado. Aber auch der Sheriff von Pitkin County (wozu auch der bekannte Ski-Ort Aspen gehört) sagt: „Für mich heißt es leben und leben lassen. Wenn Menschen nach Colorado kommen, weil Cannabis hier legal ist – und das ist der einzige Grund – ist es deren Sache. Ich bin nicht die Lifestyle-Polizei.“
John W. Hickenlooper, Gouverneur von Colorado war in der Abstimmung ein Gegner der Legalisierung. Nachdem diese aber nun entschieden ist, verkündete er, er werde dem Marihuana-Tourismus nicht im Wege stehen, aber er glaube auch nicht, das nun eine massive Touristen-Welle anrollen würde.
In Colorado ist der Tourismus schon jetzt der zweitgrößte Industriezweig. Dank den Rocky Mountains und vielen Ski-Resorts, darunter das berühmte und vornehme Aspen.
Die Tourismus-Industrie hat die Abstimmung dort aufmerksam verfolgt, und gerade in den Skigebieten stimmte man überproportional Pro Legalisierung. In Aspen mit 3:1 Pro Cannabis-Legalisierung.
Pläne für Aprés-Ski-Lounges nur für Erwachsene, wo es dann mehr als nur Irish-Coffee gibt, sind jedoch noch nicht konkret. Colorados Tourismus-Direktor Al White versucht das ganze herunterzuspielen: „Es wird nicht so eine große Sache werden, wie die jeweiligen Seiten hoffen oder fürchten“, meint er.
In Denver (der Hauptstadt von Colorado) gibt es allerdings Bedenken. Im Vorfeld der Abstimmung äußerte der Vorstandsvorsitzende von „Visit-Denver“ Richard Scharf, das Image von Colorado könne geschädigt werden, so dass es weniger Kongresse und einen Rückgang von Geschäftsreisenden gäbe.
In Washington dagegen hat man schon eine konkrete Vorstellung vom Hanf-Tourismus. Im benachbarten Seattle findet alljährlich das sogenannte „Hempfest“ statt, was 250.000 Besucher anzieht. Für diese Zeit können die Menschen dort ganz öffentlich auf der Straße oder in einem örtlichen Park Marihuana rauchen, obwohl die Polizei dabei steht – und das ganz ohne Legalisierung. „Leute kommen aus anderen Staaten und Ländern um die zeitlich limitierte Freiheit in Seattle zu erleben“, sagt die ausführende Direktorin des Hempfest Vivian McPeak . Sie zieht Parallelen zu Amsterdam, wo einmal im Jahr der Cannabis Cup stattfindet, der Menschen aus der ganzen Welt anzieht. Dieser findet übrigens Ende dieses Monats statt und das vielleicht zum Letzten Mal, da weltweit befürchtet wird, das Amsterdam seine Türen für Ausländer schließen wird. Daher erlebt Amsterdam momentan einen Touristen-Boom.
Die amerikanischen Touristen jedenfalls haben ihre neue Zuflucht bereits gefunden. Das geflügelte Wort „Aspendam“ ist bereits in aller Munde und die Zeitungen sind voll davon.
Nov 10, 2012 @ 11:47:32
„einige“ halte ich für eine massive Unterschätzung.
Man kann nur hoffen, dass die Politik sich nicht einer „Overlast“ ausgesetzt fühlt.
Aber insgesamt klingt die Situation dort viel entspannter. Ich bin gespannt!
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Nov 10, 2012 @ 12:39:06
Ich wette, dass man es schon merken wird. Nur ich hab da die gleiche Meinung wie der Sheriff von Pitkin County. So lange die Leute sich benehmen ist doch der Grund ihres Besuchs völlig egal. Die meisten Touris werden da wohl auch mal ein Hotelzimmer haben, etwas essen und auch mal ne Runde shoppen. Der Gouverneur scheint eine recht realistische Sicht zu haben. Man wird wohl mehr Besucher haben aber das wird man handhaben können. Ansonsten gäbe es eine einfache Lösung und die heißt landesweite Legalisierung nach den neuen Modellen.
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Nov 10, 2012 @ 13:11:01
Nun ja – bei den Entfernungen in den USA, wo man ja meist ohnehin das Flugzeug nimmt, wird es wohl weniger Tagestouristen geben. Ebenso können die meisten wohl schwerlich etwas mitnehmen. Die touristische Infratruktur gibt es ja schon. Aber z.B. Aspen war schon immer sehr teuer. Eine Situation wie in den Niederlanden wird es daher wohl nicht geben – außer an den Staatsgrenzen – aber die sind sowohl in Washington-State als auch in Colorado dünn besiedelt.
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Nov 10, 2012 @ 15:01:23
Ja es dürfte schon auch wegen der Besiedlungsdichte etwas anders werden als in den Niederlanden.
Allerdings wird es bestimmt schon den ein oder anderen „Drogentouri“ geben. Gerade weil der Tourismus ja auch jetzt schon ein großes Thema für die Wirtschaft ist. Wie gesagt, es wird egal sein warum jemand kommt wenn er sich denn benehmen kann.
Wenn das gut funktionert, werden aber auch die Bürger anderer Staaten ähnliche Zustände wollen. In Canada gibts ja jetzt schon erste Stimmen die das gerne übernehmen würden. Wobei es noch viiiieeel mehr sein dürften.
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Nov 10, 2012 @ 15:18:14
Canada war ja schon einmal auf einem guten Weg in RIchtung Legalisierung. Die hatten da auch Seedbanks – dafür waren sie z.B. in den USA sehr beliebt. Mit dem Regierungswechsel dort in Richutng Konservative, wurde das jedoch alles wieder zurückgefahren. Daran sieht man: Ohne Volkentscheide ist das ganze zum Großteil eben ein ideologischer Kampf zwischen politischen Strömungen. Das ganze Links/Rechts-Ideologie-Ding verstellt aber die Sicht für sachliche Argumente. Wie ich schon in „Über“ in diesem Blog schreibe, sind Drogen eines der emotionalsten politischen Themengebiete. Das sind natürlich die Folgen jahrzentelanger Fehlinformation und Propaganda.
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Nov 15, 2012 @ 19:05:48
Hi Antonio,
dieser Link könnte dich interessieren: http://reason.com/blog/2012/11/14/state-legislators-in-rhode-island-and-ma
Weitere Staaten Planen Abstimmungen über Cannabis.
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