Illegaler Cannabis Anbau: Warum die entdeckten Plantagen immer größer werden und durch den erhöhten Fahndungsdruck mal wieder die organisierte Kriminalität gefördert wird, anstatt europaweit privaten Kleinstanbau oder Cannabis-Social-Clubs (wie es sie seit einiger Zeit im kleinen Stil bereits in Belgien und Spanien gibt) zu erlauben und damit den Schwarzmarkt samt aller negativen Folgen einzudämmen.
Die Öffentlichkeit nimmt den Anbau von Cannabis meist nur wahr, wenn in den Massenmedien in regelmäßigem Turnus die großen Erfolge der Polizei beim Aufspüren von mittleren (ca. 400 Pflanzen) bis hin zu immer größeren (5000 – 30.000 Pflanzen) Plantagen berichtet wird. Ein gleichsam aktuelles, wie klassisches Beispiel ist diese Meldung. Klassisch ist das Beispiel wegen der professionellen und organisierten Art des Anbaus und der gewählten Location (Keller einer leerstehenden Fabrik).
Ebenfalls klassisch ist aber auch, dass sich solche Meldungen in den Herbstmonaten häufen, und das ist kein Zufall. Zwar herrscht bei den großen Indoor-Plantagen der organisierten Kriminalität das ganze Jahr über Erntezeit – und in den Meldungen von Medien und Polizei wird meist nur über eben diese professionellen Banden geredet, doch der Grund für die häufigen Funde zur Herbstzeit ist natürlich die verstärkte Fahndung nach Outdoor-Plantagen (beispielsweise in Maisfeldern), deren natürliche Erntezeit einmal im Jahr im Herbst ist. Zwar erfüllt Outdoor-Cannabis in unseren Breitengraden bei weitem nicht die heute üblichen Qualitätsstandards und der, so oft beschworene, stark erhöhte THC-Gehalt ist beim Außenanbau auch nicht zu erreichen – ganz egal ob aus dem Maisfeld oder vom heimischen Balkon, aber fleißig gejagt danach wird trotzdem. Und der Aufwand dabei wird immer größer.
Enorme Steuermittel werden aufgewendet um die Strafverfolgungsbehörden mit Hubschraubern samt Wärmebildkameras (die werden in den Medien immer nur erwähnt, wenn es um verschwundene Personen geht – das sie viel öfter für den Cannabis-Krieg benutzt werden verschweigt man größtenteils) oder Drohnen mit Geruchssensoren (Kosten 3 Mio. €) auszustatten – das sind die Hightech-Ansätze in Deutschland. Natürlich hat man auch die Stromanbieter auf seiner Seite – da werden hohe Verbräuche bei Kunden die nicht industriell sind, gern mal gemeldet, denn nicht selten steckt ein Cannabis-Grow dahinter.
In den Niederlanden setzt man eher auf die Denunziation durch Nachbarn. Meld Misdaad anoniem – Melde Straftaten anonym, ist dort eine seit ein paar Jahren landesweit bekannte kostenlose Telefonnummer. Wohnungsbaugesellschaften schenken ihren Mietern eine Monatsmiete, wenn sie den Nachbarn verpfeifen, sollte es aus der Wohnung auffällig nach Hanf riechen, dazu gibt es nächtliche „Spaziergänger“ – Zivilpolizisten mit Wärmebildkameras, die zu Fuß durch Wohnviertel patrouillieren und sich die Hausdächer mal näher ansehen.
An diesen Beispielen sieht man, dass es nicht ausschließlich die große organisierte Kriminalität ist, auf der das Hauptaugenmerk liegt.
In Deutschland ist die rechtliche Lage klar. Der Anbau von THC-haltigem Hanf ist völlig illegal. Egal wie viele Pflanzen angebaut werden oder wie professionell das betrieben wird – das ist dann nur noch eine Frage des Strafmaßes. In Belgien ist 1 Pflanze erlaubt. In den Niederlanden ist es (wie immer) schwammig. Bis zu 5 Pflanzen, die nicht professionell (also nicht mit Wachstumslampe, Zeitschaltuhr, professionellen Düngern und Bewässerung sowie Abluftsystem) angebaut werden, galten bislang als „geduldet“. In Holland ist eben alles nur Duldung – nichts ist klar legal.
Ein mäßiger Kiffer kann mit einer großen Pflanze (wenn sie 80 – 100gr. abwirft) alle 3-4 Monate (so lange dauert es bis zur Ernte bei Indoor-Grow mit dem eben beschriebenen professionellem Gerät – und nur das liefert die gute Qualität in unserer Klimazone), schon seinen Jahresbedarf decken. Das belgische Modell ist also realistisch. Allerdings ist dieses Equipment so teuer in der Anschaffung und im Unterhalt, dass sich eine solche Anschaffung für nur eine Pflanze einfach nicht lohnt. Daher gibt es dort nun sogenannte „Cannabis-Social-Clubs“. Das sind Zusammenschlüsse von volljährigen Menschen (die Mitgliederzahl ist begrenzt) die gemeinsam Cannabis anbauen bzw. für den Anbau bezahlen ohne sich daran zu beteiligen. Die zahlenden Mitglieder in solchen Clubs erhalten dann regelmäßig Mengen, die ihrem Mitgliedsbeitrag für eine Pflanze entsprechen. An der Aufzucht arbeiten, dürfen nur Mitglieder mit einwandfreiem Führungszeugnis. Das alles ist reglementiert und steht unter staatlicher Kontrolle. Auch die Qualität (gerade im Bezug auf medizinisches Marihuana) ist so gesichert. Neue Genehmigungen für die Gründung solcher Clubs gibt es aber viel zu wenige für die große Nachfrage und die Wartelisten für potentielle Mitglieder bei den paar bestehenden Clubs sind lang. Es ist im Moment noch ein Tropfen auf dem heißen Stein und hat daher noch keine gesellschaftlichen Auswirkungen. Trotzdem ist das der beste Ansatz den es in den letzten Jahren gegeben hat.
Das Thema Anbau wird nicht umsonst immer wichtiger. Die Einführung des sogenannten Wietpas (siehe das auf meiner Seite verlinkte Blog von mobo), führt in den grenznahen Provinzen der Niederlande zu einem explodierenden Schwarzmarkt, auch Belgien und die deutschen Städte nahe den Niederlanden – wo sich die Cannabis-Freunde bisher in den niederländischen Coffeeshops eingedeckt haben und nun ausgesperrt sind, bekommen einen zunehmenden Schwarzmarkthandel bereits zu spüren. Und zwar mit allen negativen Konsequenzen. Die Kiffer sind zunehmend gesundheitlichen Gefahren durch Streckmittel ausgesetzt, da der Handel nun wieder völlig unkontrolliert in den Händen der organisierten Kriminalität liegt, was durch das Coffeeshop-System ja vermieden wurde.
Allerdings war auch in den Coffeeshops nicht alles paradiesisch. Dadurch, dass der Anbau in den Niederlanden illegal ist, durften die Coffeeshops für ihren Bedarf nicht selber anbauen. Sie mussten ihre Ware auch bei Leuten kaufen, die illegal züchteten (Backdoor-Problematik). Nachdem vor einigen Jahren vermehrt britische Großeinkäufer in den Niederlanden auftraten und höhere Preise zahlten als die Coffeeshops, kam es zu einer Angebotskrise. Seitdem steigen die Preise kontinuierlich und die organisierte Kriminalität ist so richtig eingestiegen, um die enorme Nachfrage (eben nicht nur für den niederländischen Markt, sondern für halb Europa) befriedigen zu können. Seitdem wird auch immer mehr in Großplantagen gezüchtet.
Für den kleinen Homegrower ist der Fahndungsdruck schon so gefährlich geworden, dass mancher davon lieber die Finger lässt und doch lieber beim Schwarzmarkt-Dealer gestrecktes, überteuertes und gesundsheitsgefährdendes Gras kauft.
Die mittleren Grower (20-30 Pflanzen), leben am gefährlichsten. Ihr Ertrag ist zu gering um damit Reich zu werden, die Kosten für den Anbau sind hoch, die Gefahr entdeckt zu werden ist groß und es drohen empfindliche Freiheitsstrafen + Kosten (in NL noch schlimmer als in Deutschland oder Belgien).
Jemand der damit Geld verdienen will fängt heute schon mit ein paar Hundert Pflanzen an, ansonsten lohnen Kosten und Risiko nicht. Diese Überlegungen führen aber dazu, dass manche harmlosen Pflanzenfreunde es gleich lassen – andere gehen den Schritt in die größere Kriminalität – größer als sie eigentlich würden, wären die Umstände anders.
Generell sind Hanfliebhaber meist keine schnöden Konsumenten, sondern können sich für Ihre Pflanze begeistern und sind hochinteressiert an immer neuen Züchtungen/Sorten (in der Fachsprache „Strains“ genannt). Noch mehr als Weinliebhaber. So manch ein reicher Weinenthusiast träumt von seinem eigenen Weinberg. Der Cannabis-Liebhaber kann sich diesen Traum viel eher erfüllen – wären da nur nicht die Gesetze.
Zurecht werden die Riesen-Plantagen der organisierten Banden kritisiert (übrigens nicht nur von der Polizei, sondern auch von so manchem Coffeeshop-Betreiber). Die meisten Kiffer mögen auch lieber klein aber fein – keine Monokulturen mit TOP44 (wie der Name schon sagt in 1 1/2 Monaten erntereif und dann per Spray auf Haze-Geruch getrimmt – Bio-Haze braucht die anfangs genannten 3-4 Monate) und ohne z.B. PK 13/14 Dünger, oder noch schlimmere, spätere Beimischungen wie Brix und seine Nachfolger. Also den Großplantagen würde außer der „Mafia“ wohl niemand eine Träne hinterherweinen.
Ein erster vernünftiger Schritt, um wirklich ernsthaft etwas gegen den organisierten Schwarzmarkt zu tun, wäre also eine Legalisierung des Anbaus entweder nach belgischem Modell – dann aber bitte mit ausreichend Cannabis-Social-Clubs. Oder eben die Freigabe einer bestimmten Erntemenge – und das Abrücken von der Anzahl Pflanzen (da der Ertrag stark abweichen kann z.B. Lowrider vs. Monster-SCROG). Gerade viele Amateure erreichen mit einer erlaubten Pflanze nicht viel – weshalb auch das Club-Modell zu favorisieren ist. Zudem stellt es die Qualität sicher und ist praktikabel im Bezug auf Kontrolle.
Viele Kiffer, die bisher nicht (oder nicht mehr) anbauen, würden das gerne tun. Das würde dem Schwarzmarkt weit mehr das Wasser abgraben. Es ist nicht damit zu vergleichen, wie viele Bietrinker sich ihr eigenes Bier brauen würden. Da sind die Hanffreunde anders – da wären es sehr viele die das machen würden – und deren Nachfrage auf dem Markt wäre weg.
Nicht nur die Piratenpartei hat das Modell der Cannabis-Social-Clubs in ihren drogenpolitischen Forderungskatalog aufgenommen. Auch die Linke hat bereits am Anfang dieses Jahres einen Antrag auf Zulassung von Cannabis-Social-Clubs gestellt. Wer sich mal 90 Minuten Zeit nimmt, kann sehen, wie Experten (z.B. der sehr bekannte Prof. Thomasius aus Hamburg-Eppendorf und Andere) mit teils haarsträubenden falschen Tatsachenbehauptungen in diesem bundespolitischen Gremium den Antrag einfach abbügeln, wie man in folgendem Sitzungsmitschnitt sehen kann:
Okt 29, 2012 @ 17:00:30
Sehr interessanter Bericht.
Weis nicht ob Dir der Name Catweazel was sagt.
Ist jetzt zwar schon gut 4 Jahre her, aber in meinen augen das beste Beispiel was hierzulande abgeht.
Da bekamen leute wegen 4 Pflanztöpfen morgens um 6 Uhr Besuch.
Wenn man den fall Catweazel im Hinterkopf hat ist es kein Wunder mehr das viele kleine Kiffer sich nicht trauen selbst für Ihren Bedarf zu sorgen obwohl das, wie du schon schreibst, den Schwarzmarkt erheblich schädigen könnte.
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Okt 29, 2012 @ 21:52:49
Hey Bushdoctor,
erstmal – netter NIck…
Ja, ich habe den Fall Catweazel damals sehr genau mitbekommen. So ganz „sauber“ war das wohl damals nicht, gab jedenfalls Gerüchte (schon vor der eigentlichen Aktion) das die Betreiber (aus welchen Gründen, Deal/Druck etc.) wohl schon zuvor mit der Polizei „zusammengearbeitet“ hätten und die Kundendaten daher herausgegeben hätten. Die genauen Hintergründe kenne ich jedoch nicht.
Aber das ist hier ja auch gar nicht Thema. Es gab jedenfalls drakonische Strafen für die Kunden des Growshops. Für 8 Pflanzen, die nicht in der Blüte waren und nur 20cm hoch, 3000€ zu 125 Tagessätzen (ab 90 Tagessätzen gilt man als Vorbestraft) ist schon eine üble Sache. Noch dazu war das ja hier in der Region – von Bayern würde man so etwas ja vermuten, aber da sieht man, das auch in NRW so vorgegangen wird. Was vorbestraft zu sein für die Jobsuche bedeutet, muß ich hier ja nicht erklären. Da werden Lebensläufe von Menschen zerstört, die niemandem je geschadet haben – einfach auf Grund der Prohibition. Wo da noch das juristische Gebot der Verhältnismäßigkeit ist, sehe ich nicht.
Jemand auf „Kein Wietpas!“ machte letztens auch darauf aufmerksam, dass wohl die Kontrollen der Grenzen/Autobahn rund um Venlo massiv abgenommen haben, seit der Wietpas in Limburg eingeführt ist. Da ja dort noch immer Großschmuggler durchfahren (auf denen ja laut Polizei und Medien angeblich das Hauptaugenmerk lag) die nicht von irgendwelchen Coffeeshop-Regelungen betroffen sind, zeigt ganz klar, dass auch in diesem Bereich in Wirklichkeit hauptsächlich nach den „kleinen Fischen“ geangelt wurde.
Eine vergleichbare Strategie wie beim Anbau – und die selben Lügen drumherum.
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Nov 08, 2012 @ 10:26:17
ich nenne mich auch bushdoctor, bin aber nicht der gleiche wie in Kommentar #1 😉
Bei aller Entkrimminalisierung, die kommen wird, werden unsere „Oberen“ schön drauf achten, dass der Eigenanbau nicht in der Fläche legalisiert wird.
Warum? Ganz einfach: Es geht um das viele, viele Schwarzgeld aus dem illegalen Vertriebsstrukturen. Bei der Geldwäschen helfen und profitieren ganze Gewerbe und vor allem die Banken und der Finanzmarkt (schließlich wollen die Gewinne ja „angelegt“ sein.
Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass das Hauptaugenmerk der Verfolung GERADE EBEN auf den Kleingärtnern liegt. Ziel ist es, dass möglichst viele auf dem Schwarzmarkt weiterkaufen, denn dann fallen die Gewinne auch bei den „Richtigen“ an.
Meiner Meinung nach steckt die Politik da VOLL mit drin!
Es geht hier nicht um Menschen, sondern nur um das Geld!
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Nov 08, 2012 @ 13:39:22
Politik ist heute vielfältigen Lobbyinteressen ausgesetzt. Und „die Politik“ oder „die Politiker“ sind ja keine homogene Gruppe. Die kochen auch nur mit Wasser und deren Sachkenntnis oder vertiefte Beschäftigung mit diversen Themenbereichen fehlt leider oft. Da irgendwie eine Art Verschwörung zu vermuten halte ich für zu einfach.
Ein interessanter Punkt ist aber schon, dass es zwar Gesetze gegen Geldwäsche gibt, jedoch immer verschwiegen wird, dass der Staat nur durch Geldwäsche vom Schwarzmarkt profitiert. Denn was ist Geldwäsche? Ich habe schwarzes Geld und brauch daher eine Möglichkeit (z.B. Scheingewerbe) wie ich dieses Geld als legalen Geldfluss tarnen kann um davon Steuern zu zahlen und es somit zu waschen. Es tauchen also Umsätze in Bereichen auf, in denen diese gar nicht erzielt werden. So profitiert der Staat von dieser (eher einfachen) Form der Geldwäsche natürlich. Es gibt aber natürlich auch andere Formen die komplett am Staat vorbeigehen.
Trotz alledem sind wir noch immer eine Demokratie – und was (außer fehlenden finaziellen Mitteln) sollte uns daran hindern auch Lobbyarbeit zu machen. Der Deutsche Hanf Verband macht das schon und die Linke bringt immer wieder diverse Anträge zur z.B. Cannabis-Legalisierung in den Bundestag ein. Es ist also nicht so, das es keine politische Interessensvertretung gäbe. Die NORML-Initiative in den USA hat aber gezeigt, wie richtige Lobbyarbeit aussieht.
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Nov 10, 2012 @ 22:33:40
leider fehlt uns Hanfaktivisten genau so ein Verein wie NORML. Die waren dort in der Lage Millionen $ an Spendengelder zu generieren und vor allem auch prominente Leute vor den Karren zu spannen. Bei uns ist die einzige größere Cannabis-Lobby in privater Hand die von 2 Grünen geführt wird und wo man bei Spenden sogar Mwst bezahlt. Dies ist nicht optimal und man sieht z.B die Parteilichkeit des DHV bei seinen Wahlempfehlungen.
Hier wäre ein überparteilicher gemeinnütziger Interessenverband eher der richtige Weg. Leider trauen sich bei uns viele alleine schon wegen dem Führerschein-Problematik nicht an die Öffentlichkeit. Dieses Jahr sind allerdings durch Steffen Geyers Cannabis-Kultur einige lokale „Hanfvereine“ entstanden und das Bsp USA zeigt das man auch als Minderheit mit einer guten Kampagne Mehrheiten gewinnen kann. Auch in den USA war das ein langer Kampf, ich hoffe das es bei uns nicht mehr ganz so lange dauert und ich noch in diesem Leben mein Gras legal anbauen und genießen kann.
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Nov 10, 2012 @ 23:07:50
Da kann ich Dir nur beipflichten. Ich habe mich letztens über Facebook kurz mit Steffen Geyer aka UsualRedAnt unterhalten, da ich ihn als Aktivisten des DHV bezeichnet hatte. Meine Info war etwas veraltet. Er klärte mich auf, dass er schon seit 3 Jahren nicht mehr beim DHV sei, und meinte, wenn ich Spenden für den DHV sammeln wollen (was ich angekündigt hatte, da mobo ja geschrieben hat, er möchte keine Spenden, die solle man dem DHV geben), solle ich mich an (Name vergessen – kann den Dialog nicht mehr finden) wenden – dem GEHÖRE der DHV. Das hat mich aufhorchen lassen. Das der DHV nicht gemeinnützig ist – und damit keine steuerabzugsfähigen Spendenquittungen ausstellen kann, war mir bewusst. Aber die Terminologie: Er „gehört“ einer Privatperson hat mich schon stutzig gemacht. Wie kann etwas das sich Verband nennt jmd. alleine gehören?
Also der DHV ist nicht das Ende der Weisheit bzgl. Lobbyvertretung für Cannabiskonsumenten und Legalisierungsbefürworter in Deutschland. Meine Idee mit dem Spenden-Sammeln kam genau aus dem Gedanken, den Du hier auch äußerst und dem Vorbild NORML – dachte der DHV wäre wie NORML, wenn man ihn nur finanziell in die Lage versetzt. Das scheint aber nicht so zu sein.
Das Problem mit den steuerabzugsfähigen Spendenquittungen (übrigens hast Du es ungenau ausgedrückt – man zahlt für seine Spenden natürlich keine Mwst. – man kann den gespendeten Betrag nur nicht steuerlich geltend machen – also von seinem zu versteuernden Einkommen abziehen, was man z.B. bei einer Spende an die SOS-Kinderdörfer uva. kann). Das Kriterium ist die Gemeinnützigkeit. Zwar ist in Deutschland, klar gesagt, jeder Scheiss-Verein gemeinnützig. Aber wenns um Legalisierung von „bösen Drogen“ geht, wird natürlich hierzulande die Gemeinnützigkeit bestritten.
Das ist ein taktischer Schachzug. Denn sobald die Spende nicht steuerabzugsfähig ist, kann man von wohlhabenden Leuten keine großen Spenden akquirieren. Und ohne Geld keine Lobbyarbeit – so siehts aus. Fairerweise muss man dazu sagen, dass in den USA die private Spendenkultur auch wesentlich ausgeprägter ist als in Europa.
Irgendwelche Vorschläge das zu ändern? Daran wäre ich sehr interessiert, denn nur das ist der Schlüssel zum Erfolg.
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Nov 11, 2012 @ 00:20:43
soweit ich informiert bin bezahlt man schon die Mwst mit, ich meine das so wie bei jedem anderen Handel. Der DHV kassiert z.B eine sogenannte „Spende“ von mir und er muß dafür 19% Mwst abführen.Juristisch verkauft er mir eine Dienstleistung sich für Hanf einzusetzen(+T-Shirt u Buch) und führt dafür die Mwst ab,so ist das Geschäftsmodell
Wie man das ändern kann mach ich mir auch Gedanken.Da muß man sich erst mal schlau machen mit Vereinsrecht bzw Strukturen wie man das sauber organisieren kann. Wichtig für die Außenwirkung ist auch das da Personen dabei sind die einen seriösen Ruf haben. Ist schon eine Riesen-Aufgabe hat aber sicher potenzial. Ich war bei 2 Veranstaltungen der Tour mit Steffen Geyer und war positiv überrascht wie viele selbst hier im Süden der Republik bei Gesprächen auf der Straße das BtmG für überholt halten und für einen „vernünftigen“ Umgang mit Cannabis sind!
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Nov 13, 2012 @ 11:58:24
Zuersteinmal muss ich eine Lanze für den DHV brechen. Ich halte Georg für einen sehr integeren Mann, der sich im Rahmen SEINER Möglichkeiten für den Hanf einsetzt.
Und ja, weil der DHV eine Firma ist, zahlt er auf alle seine Umsätze Mehrwertsteuer, auch auf die „Spenden“.
Aber ich persönlich kann Georgs Entscheidung nachvollziehen eben keinen echten Verein zu gründen sondern eine „Firma“. Das Vereinsrecht ist erstens kompliziert und zweitens sehe ich das Problem des „inneren Aufreibens“ innerhalb des Vereins. Da der Vorstand turnusmäßig frei gewählt werden kann, besteht bei internem „Richtungsstreit“ sehr schnell die Möglichkeit der „Zersplitterung“ und es könnten „Kräfte“ ans Ruder kommen, die den Verein an die Wand fahren. Ein Verein läßt sich so auch viel leichter „unterwandern“.
Insgesamt kommt es bei der Cannabislegalisierung aber zum jetzigen Zeitpunkt primär auf „Schlagkraft“ an, d.h. die Interessen müssen gebündelt und vertreten werden. Georg und der DHV haben sich ja schon einen „Namen“ gemacht, was die Einladungen zu den Bundestagsanhörungen gezeigt haben. Die „erfolgreiche“ Teilnahme an Bürgerdialog der Merkel zeigt auch, dass es möglich ist, dass die Interessen der Hanffreunde über den DHV gebündelt werden.
WIR müssen einfach MEHR werden, und da sehe ich den DHV einfach als erste Anlaufstation und Koordinierungsplattform für Deutschland. Der Georg und sein Team machen das im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirklich gut. Sicherlich wäre es wünschenswert MEHR zu tun, aber da sind wieder WIR ALLE aufgerufen.
Die 59,50 Euro „Mitgliedsbeitrag“ pro Jahr für den DHV sind nicht die Welt und DIESE MwSt zahle ich sogar gerne…! Wir Hanffreunde brauchen einfach eine deutschlandweite Plattform. Ausser dem DHV sehe ich da nichts!
Aber einen Vorschlag hätte ich noch, wie das Dilemma mit der „DHV-Firma“ zu lösen wäre: Wie wäre es mit einer Stiftung? Zumindest steuerlich wäre es dann deutlich entspannter. Wer weiß, vielleicht bekommt man auch eine „gemeinnützige Stiftung“ durch, wodurch alle „Probleme“ gelöst wären!?
Georg wäre dann halt nicht mehr „Geschäftsführer“ sondern „Treuhänder“ und evtl. „Vorsitzender des Kuratioriums“. Die „Macht“ wäre dann größtenteils immer noch bei ihm. Man müßte nur noch einen mehr oder weniger „Reichen“ finden, der bereit wäre vielleicht 100.000 Euro zu „stiften“ und Georg als Treuhänder einzusetzen…
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Nov 13, 2012 @ 18:10:34
Ich kann die Bedenken bzgl. eines Vereins schon nachvollziehen. Toll, dass Du die Strukturen des DHV hier so genau darstellst und sogar noch eine Erklärung lieferst, warum diese so sind. Da ich auch ein wenig politische Erfahrung habe, kenne ich diese Spielchen bzgl. Vorstand unterwandern etc. auch recht gut. Ebenso Flügelkämpfe und andere innere Reibereien sind ja gerade in der politischen Linken sehr verbreitet und immer wieder eine enorme Schwächung gewesen. Ein eher autoritärer innerer Aufbau ist vor diesem Hintergrund verständlich – wenn auch nicht sofort sympathisch.
Was die Schlagkraft angeht, stimme ich DIr völlig zu. Ich denke das Beispiel NORML – was ja eine Bündelung verschiedener Initiativen ist, wenn ich richtig informiert bin, kann man wirklich als großes Vorbild betrachten.
Die steuerliche Sache ist aber trotzdem ein Hemmschuh, wie ich finde. Bei 59,50 € macht es vielleicht nicht viel aus, ob man denn Mwst. bezahlt oder nicht – außer dass ich das bei einer Sache, die meiner Ansicht nach doch sehr wohl dem Gemeinwohl dient, nicht angemessen finde dafür Steuern zahlen zu müssen.
Und den einen wohlhabenden Spender der 100.000 € (dabei wären es dann schon 19.000 € die an Steuern draufgingen, also blieben dem DHV von 100.000 € nur 81.000 € ) wird es wohl eher nicht geben. Durchaus aber nicht wenige Betreiber von Headshops und andere kleine Selbständige, die entweder aus Idealismus, oder weil sie in Hanf-bezogenen Bereichen tätig sind, im Jahr vielleicht 2000 € lieber spenden würden als das diese ohnehin an Steuern weg gingen – vielleicht bei manchen auch mehr. Diese Leute spenden aber nur, wenn das steuerabzugsfähig ist. Und dann wären ganz schnell mehr als 100.000 zusammen. Die Masse macht es dabei – auf einen einzelnen Großspender kann man lange warten denke ich.
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Nov 13, 2012 @ 21:24:12
Ich glaube, dass die Rechtsform „Stiftung“ noch nicht bekannt genug ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stiftung
Von was ich sprach war die Gründung einer Stiftung mit 100.000 Euro Stiftungskapital, da werden keine Mehrwertsteuern abgezogen o.ä. Man braucht nur einen Stiftungszweck und einen/mehrere Treuhänder – fertig!
Es ist auch meines Erachtens viel zu wenig bekannt, dass LIDL und ALDI ebenfalls Stiftungen sind, um sich vor der Steuer und vorallem der Erbschaftssteuer zu drücken. Wenn die Aldi-Brüder das durchbringen, warum sollte es dann keine „Stiftung Hanf“ geben? 😉
Wie gesagt, ist nur ein alternativer Vorschlag zur Strukturierung eines Interessenverbandes à la NORML.
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Nov 12, 2012 @ 15:49:05