Die französische Drogenpolitik war bisher noch restriktiver als die deutsche. Daher verwundert die heutige Meldung umso mehr. Denn in der letzten Woche erhielt ein Cannabis Social Club in der Nähe von Bordeaux die erste offizielle Genehmigung der Präfektur.
Wie die Seite Euronews heute meldet, gibt es positive Signale aus Frankreich. In der letzten Woche sind zwei Genehmigungen für Cannabis Social Clubs erteilt worden. Das ist im repressiven Frankreich Premiere. Die Präfektur der Region Vendée zwischen Nantes und Bordeaux sowie eine Nachbarregion genehmigten die Anträge für kleine Clubs, beim erstgenannten besteht der Verein aus fünf Personen, in denen ohne finanziellen Gewinn Cannabis zum Eigenbedarf der Mitglieder angebaut wird. Die bisher einzigen legalen Cannabis-Clubs wollen sich nun zusammenschließen.
Die Entwicklung in den Nachbarländern Spanien und Belgien hat ohnehin nicht vor Frankreichs Grenzen Halt gemacht. Schon jetzt gibt es ca. 700 CSC ohne Genehmigung in Frankreich. Diese sollen auf einer „grünen“ Frankreich-Karte eingezeichnet werden. Die Anzeichen, dass sich auch in Frankreich etwas tut sind groß. Schon vor einigen Monaten hatte ich selbst Kontakt zu einer Gruppe, die NORML-France gründen möchte und auch an gemeinsamen Aktionen in Deutschland und Frankreich zur Europawahl 2014 interessiert ist. Das ist im Prohibitionsland Frankreich auch dringend nötig, ist dort bislang sogar das öffentliche präsentieren von stilisierten Hanfblättern (z.B. auf T-Shirts) eine mit Geldstrafe bedrohte Ordnungswidrigkeit. Und so spricht Dominique Broc, einer der Sprecher der französischen Pro-Hanf-Bewegung, auch von einem „grünen Frühlingserwachen“ in seinem Land und vergleicht die Stimmung mit dem arabischen Frühling.
Auch wenn die Clubs zunächst genehmigt wurden, gibt es bereits Bestrebungen von behördlicher Seite diese wieder zu schließen. Wie in Deutschland auch sind Cannabis-Clubs in Frankreich illegal. Nur dort wird das Pferd von der anderen Seite aufgezäumt. Nachdem die Debatte und Abstimmung zu Cannabis Clubs hierzulande nach üblichem Muster verlief und gegen die Einführung entschieden wurde, entwickeln sich hier erste Initiativen, meist von Patienten mit Ausnahmegenehmigung, die auch in Deutschland trotz der Abstimmung im Bundestag nun erste CSC gründen. In Frankreich dagegen werden erst Cannabis-Clubs gegründet, damit sich die Regierung mit dieser Frage befasst, was in Frankreich bislang nicht geschehen ist.
Laut EU-Recht ist der Anbau von Cannabis zum persönlichen Gebrauch dem nationalen Recht unterstellt, auch wenn Cannabis-Anbau eigentlich verboten ist. Für dieses nationale Recht streiten die Befürworter von Cannabis Clubs in den diversen europäischen Ländern. Auch in Österreich und der Schweiz gibt es CSC-Bestrebungen, in Tschechien ohnehin.
Das Frühlingserwachen ist nicht auf Frankreich beschränkt. Die Cannabis-Legalisierung bleibt auf der Agenda und die Befürworter gewinnen zunehmend an Kraft. Die Meinungshoheit kann innerhalb weniger Jahre zugunsten einer Legalisierung kippen. Mit Cannabis-Clubs bereits Fakten zu schaffen ist ein erfolgversprechender, wenn auch risikoreicher Weg. Dominique Broc drohen aktuell 8 Monate Haft auf Bewährung. Wenn sich aber niemand traut Druck aufzubauen und auch versucht vollendete Tatsachen zu schaffen, verlieren sich alle sinnvollen Forderungen in lahmen Debatten wie im Januar hierzulande.
Apr 10, 2013 @ 20:06:24
Nun geht es nach der Pause im März hier endlich weiter mit aktuellen Nachrichten, Hintergründen und Aktionen zur nationalen und internationalen Drogenpolitik.
Ich hoffe ich habe mit der Nachrichtenflaute im März nicht zu viele vergrault.
Der April wird ein ereignisreicher Monat – gerade auch im Hinblick auf meine Tätigkeit bei keinwietpas.de. Am kommenden Samstag ist die Demonstration in Maastricht. Glücklicherweise habe ich auf der Facebook-Seite der Cannabis Social Clubs Francais gesehen, dass selbst dort zu dieser Demo aufgerufen wird. Es wird also sicher auch einige Teilnehmer aus Frankreich geben, was den Bogen zurück zum Artikel schlägt.
Dann bin ich zusammen mit dem größten Teil des Autorenteams von kein Wietpas rund ums 420 Smokeout in Amsterdam. Ich muss meine Kraft also zwischen Aktionen und Artikel für kein Wietpas und meinem Blog hier aufteilen. Dafür bitte ich um Verständnis. Europa und die Welt sind jedenfalls weiter in Bewegung und die öffentliche Debatte über eine sinnvollere Drogenpolitik nimmt weiter Fahrt auf. Ich hoffe, mit Euch gemeinsam an dieser Entwicklung mitwirken und darüber berichten zu können.
Weiter geht´s
Euer Toni
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Apr 10, 2013 @ 20:21:05
Na wenn das kein Signal ist!!!
Wenn man die französische Cannabis-Politik betrachtet, dann ist diese Meldung eine BOMBE! Ich kann nur hoffen, dass dieses „Nägel mit Köpfen machen“ im Nachbarland das Zeichen für den Aufbruch auch in Deutschland sein wird!
BTW: Ich habe fest vor, nächstes Jahr einen CSC e.V. aufzubauen, Wenn das in Frankreich möglich ist, dann sollte das in Bayern auch gehen! Habe ja schon bald einen Termin bei meinem CSU-Abgeordneten… 😉
P.S.: Super, Antonio, dass Du „zurück“ bist… und dann noch mit so einer „Hammermeldung“! Dass in FR was im Gange ist, habe ich zwar mitgekriegt, aber dass das gleich so schnell „von Erfolg“ gekrönt sein würde… wer hätte da auch nur einen Cent drauf gewettet?
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Apr 11, 2013 @ 13:39:08
Wie formuliert sich ein erfolgreicher Antrag auf Anerkennung eines Cannabis Social Club bei der Bundesopiumstelle? Mit den Begründungen der Politikerinnnen auf der Abstimmung im Bundestag zum Thema, und einer schriftlichen Gegenüberstellung mit Fakten, die ihre Aussagen wiederlegen, kann doch klar und deutlich Inkompetenz, Willkür und Voreingenommenheit herausgestellt werden. Das Gebaren und die Aussagen der zuständigen Politiker ist eine Steilvorlage, um die Notwendigkeit Fakten zu schaffen zu rechtfertigen.
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Apr 11, 2013 @ 15:56:03
Siehe den Link von Max Plenert – sry war im Spam gelandet.
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Apr 10, 2013 @ 21:52:04
Das ist mal eine Bombe wenn bald nicht die ersten CSC in Deutschland aufmachen. Die beste Nachricht seit ich mich mit dem Tema beschäftige.
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Apr 11, 2013 @ 00:04:01
In Köln (Cannabis Colonia e.V.) und auch in Hamm (Hammf) sind mir Initiativen bekannt, die auch am CSC-Thema dran sind. Mit Bayern hast Du natürlich dafür das heißeste Pflaster Deutschlands auserkoren – schon klar, Du lebst da. Ich weiß jedenfalls aus Hamm und Köln, dass dort wohl die Ausnahmegenemigung als Cannabis-Patient nötig sein soll, um Mitglied zu werden. Die Franzosen machen es, wie immer, radikaler und weniger bürokratisch. Ich halte viel davon, zuerst Fakten zu schaffen und die Politik dann reagieren zu lassen – so wie es vor 1976 in den Niederlanden auch war.
Wir Deutschen fragen immer erst nett: „Liebe Politik – dürfen wir?“ – andere Völker machen erst und sagen dann der Politik: „Nun schaut wir ihr das was bereits existiert regelt und in gesetzliche Bahnen leitet.“
Interessant war auch das Angebot zu einer Zusammenarbeit, das ich im Februar aus Frankreich erhielt. Eine europäische Initiative zur EU-Wahl 2014 fände ich toll – nur brauchts Mitstreiter die das alles stemmen.
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Apr 12, 2013 @ 16:43:29
Als Gründungsmitglied von „Hamm“ möchte ich bemerken, dass wir natürlich KEIN CSC sind. Wir wollen einen Verein für Aktivisten in unserer Umgebung gründen, um gemeinsam politische Aktionen zu organisieren.
Ambitionen zum Anbau haben wir aufgrund der Gesetzeslage nicht. Nichts, dass das falsch verstanden wird. Dasselbe dürfte natürlich auch für den „Cannabis Colonia“ gelten, zu denen wir im Kontakt stehen, aber die unabhängig von uns sind. Nur zu Infos, geschätzter Kollege 😉
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Apr 12, 2013 @ 16:50:15
das fehlende „F“ bei HammF war nicht mein Fehler sondern von meiner Rechtschreibkorrektur..
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Apr 13, 2013 @ 10:06:04
Danke für die Richtigstellung. Allerdings hatte ich im Zuge der Recherche für den Karnevals-Artikel von Cannabis Cologne folgende Info erhalten: „Selbst im liberalen Köln besteht im Bezug auf Cannabis noch viel Aufklärungsbedarf“, sagt Sofia Cugusi, Gründungsmitglied von Cannabis Colonia, deren Ziel ein lokaler Cannabis-Club ist, wo sich Mitglieder fernab des kriminellen Milieus mit selbstangebauten Hanfprodukten versorgen können.“
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Apr 11, 2013 @ 00:25:15
Es wurden aber auch schon wieder welche geschlossen & nicht zugelassen….ich wohne in frankreich an der lux grenze, und verfolge die ganze sache schon länger, noch zu Dominiques Urteil hab ich etwas zu sagen, bei ihm wurden c.a 140 pflanzen und 26gr Cannabis gefunden, dem französichen strafgesetz nach hätte er mit 5-10 Jahren fester Haft rechnen müssen, deswegen sind die 8 monate bewährung bereits ein Zeichen!! Er wiederholte ausserdem während der verhandlung immer wieder dass sie immer nur für den eigengebrauch gegrowt haben. Und nächste woche sind bereits mitglieder von csc’s die sich angemeldet haben beim gericht vorgeladen…
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Apr 11, 2013 @ 14:06:26
http://selbsthilfenetzwerk-cannabis-medizin.de/antrag-auf-eine-ausnahmegenehmigung-fuer-den-eigenanbau-von-cannabis-fuer-medizinische-zwecke-geht-in-die-naechste-phase
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Apr 11, 2013 @ 21:00:34
ich bin überrascht! lange nichts, und dann gleich eine erfreuliche nachricht! abwarten, wie dieses zeichen zu deuten ist und wie sich die sache entwickelt.
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Apr 12, 2013 @ 09:21:23
Irgendwie verrückt, da haben die Franzosen eine viel restriktivere Drogenpolitik als Deutschland, aber da ist viel mehr Bewegung drin als bei uns…
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Apr 12, 2013 @ 14:50:00
Jedem der sich für CSC in Deutschland interessiert, sei diese Veranstaltung ans Herz gelegt. Leider bisher nur über Facebook: https://www.facebook.com/events/320747501385211/
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Weltweiter Krieg gegen Drogen gescheitert - Seite 75
Apr 13, 2013 @ 19:46:21
Aug 02, 2013 @ 18:57:26
ENDLICH 😀
ab nach frankreich 😀
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#1Drogenpolit-Check: Frankreich | Die Freiheitsliebe
Okt 12, 2013 @ 18:01:08
Okt 13, 2013 @ 16:45:47
Für Leute aus Deutschland lohnt sich ein Blick auf (link entfernt) finde den ganz ok nur die Lieferzeit ist mir etwas lange bis zu einer Woche musste ich schon warten. Kennt ihr welche die schneller liefern?
edit: Bitte keine Links zu RC-Vendors oder Shops, die in Deutschland evtl. illegale Substanzen anbieten. Antonio Peri
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